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Das rheinische Schützenwesen meldet sich zurück

Ein starkes Signal für die Öffentlichkeit setzen – das war das Ziel des Rheinischen Schützenbundes sowie des Bezirks 041 und der St. Seb. Bruderschaft Ratingen mit der Ausrichtung des 67. Rheinischen Schützentages. Und der Plan ging auf! Drei Tage lang freuten sich Schützinnen und Schützen aus dem Rheinland nicht nur über ein gemeinsames Wiedersehen nach langer Corona-Pause, sondern feierten gemeinsam mit Ehrengästen aus Sport und Tradition ein rundum gelungenes Fest.

Der 67. Rheinische Schützentag in Ratingen wurde am Freitag mit der Bannerübergabe an den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Ratingen, Herrn Ewald Vielhaus, und dem anschließenden Zapfenstreich mit Serenade eingeläutet. Das Herrenhaus Cromford und der anliegende Cromford-Park boten ein beeindruckendes und perfektes Ambiente – auch die Sonne bahnte sich pünktlich zum Beginn des Programms einen Weg durch die Wolken und ließ den Ort des Geschehens in warmem Licht erblicken. Neben den zahlreichen Schützinnen und Schützen gesellten sich zudem Schaulustige unter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zapfenstreichs und verfolgten gespannt den Ablauf der Veranstaltung.

Im Anschluss starteten die versammelten Gäste in Richtung des naheliegenden Ratinger Marktplatzes, um dort den Freitagabend in nettem Beisammensein inklusive eines Platzkonzertes der Kapelle Stein ausklingen zu lassen. Die Bewirtung der Schützinnen und Schützen übernahmen die umliegenden Gaststätten – der Brauereiausschank „Schlüssel“, das Bürgerhaus „Frankenheim“, das Café Extrablatt und das Ratsstübchen. Bis in die späten Stunden wurde gefeiert, gelacht und sich über die vergangene Zeit ausgetauscht.

Podiumsdiskussion mit interessanten Ergebnissen

Für den Samstagmorgen lud der Rheinische Schützenbund mit dem Bezirk 041 und der St. Seb. Bruderschaft Ratingen zum „Tag der Ehre“ in die Stadthalle Ratingen, auch „Dumeklemmerhalle“ genannt, ein. Auf dem Programm standen unter anderem die sportlichen Ehrungen, durchgeführt von Landessportleiter Norbert Zimmermann, und die Verleihung einiger Präsidentenmedaillen unter der Leitung von RSB-Präsident Willi Palm und Ehrenmitglied sowie Ehrenlandesjugendleiter Wilhelm „Wim“ Schmitz. Zudem durften sich auch die Gewinner des 1. Rheinland-Teamcups Gewehr/Pistole 2021 sowie des Ladies-Cups während einer nachgeholten Siegerehrung über ihre verdienten Auszeichnungen freuen.

Ein weiteres Highlight bot sich den anwesenden Gästen mit der interessanten Podiumsdiskussion, moderiert von RSB-Geschäftsführer Uwe Pakendorf. Teilnehmer der Diskussion waren neben dem RSB-Vizepräsidenten Nord und DSB-Bundesassistenztrainer, Achim Veelmann, und der ehemaligen rheinischen Bundeskaderathletin Gewehr, Amelie Kleinmanns, auch die NRW-Staatssekretärin Andrea Milz und der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, Herr Stefan Klett.

Thematisiert wurde unter anderem die Aufarbeitung der Corona-Pandemie sowie der Flutkatastrophe und deren Auswirkungen auf den Vereinsbetrieb. Darüber hinaus wurden auch die Problematiken hinsichtlich des Waffenrechts und des Themas Blei besprochen. Aus den verschiedenen Aussagen wurde deutlich, dass in dieser Hinsicht aktives Handeln erforderlich sein muss. „Und wenn wir uns für dieses Anliegen vor dem Bundestag versammeln müssen, dann machen wir das. Dann komme ich mit Ihnen“, so Staatssekretärin Milz, die für ihre Worte jede Menge Applaus erntete.

Das Verbot von Bleigeschossen im Schießsport war ihr sehr präsent. Staatssekretärin Milz machte das Angebot, eine gemeinsame Fahrt nach Brüssel zur Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zu organisieren, um dort die maßgeblichen Akteure innerhalb der EU-Bürokratie zu überzeugen, ihre Absicht nicht umzusetzen.

Offizieller Abschied von Amelie Kleinmanns

Aber auch der Sport kam in der Diskussion natürlich nicht zu kurz. So konnte vor allem Amelie Kleinmanns ein wenig aus dem Nähkästchen erzählen und den anwesenden Gästen und Teilnehmern einen Einblick in die Abläufe des professionellen Schießsports geben und ihre Eindrücke zum durch die Corona-Pandemie komplizierten Qualifikationsprozess zu den Olympischen Spielen in Tokio schildern. Sehr zum Interesse von LSB-Präsident Klett, der sich sichtlich beeindruckt vom Weg und den Erfolgen der Sportschützin zeigte: „Wir sehen hier mit Amelie Kleinmanns ein hervorragendes Beispiel für die Faszination Schießsport. Obwohl selbst noch sehr jung, ist sie ein tolles Vorbild für den Nachwuchs und aufstrebende Sportschützinnen und Sportschützen.“

RSB-Vizepräsident Nord Achim Veelmann, der Amelie 17 Jahre lang als Trainer begleitet hat, freute sich zudem über die aktuelle sportliche Entwicklung im Gewehrbereich des Rheinischen Schützenbundes. So sei ein Großteil des Bundeskaders mit Athletinnen und Athleten aus dem Rheinland bestückt, womit man in dieser Hinsicht zu den Verbänden aus dem Süden (Bayern und Baden-Württemberg) aufschließen konnte.

Zum Abschluss der Podiumsdiskussion bedankten sich Landessportleiter Norbert Zimmermann und RSB-Vizepräsident Nord Achim Veelmann bei Amelie Kleinmanns, die erst vor kurzem ihren Rücktritt aus dem Bundeskader erklärt hatte, und wünschten ihr im Namen des Rheinischen Schützenbundes alles Gute für die Zukunft.

Damit war der Samstag allerdings noch nicht vorbei. Um 20:00 Uhr traf man sich erneut in der Dumeklemmerhalle, diesmal zu einem Rheinischen Gala-Abend. Auf der Bühne diesmal keine Ehrungen und Reden, sondern Akrobatik und Musik. Vor allem die Brass- und Performanceband „Druckluft“ heizte den Gästen in der Stadthalle ein und sorgte für eine ausgelassene Stimmung. Ganz zu bunt trieben es die Anwesenden aber nicht, schließlich stand mit dem Festakt am Sonntag noch der Abschluss des 67. Rheinischen Schützentages in Ratingen bevor.

Höhepunkt im festlichen Rahmen – der Festakt

Musikalisch wurde es aber auch am Sonntag: Zur Untermalung des Festakt-Programms begrüßten der RSB, der Bezirk 041 und die St. Seb. Bruderschaft Ratingen den Musikverein Stein aus Düsseldorf auf der Bühne der Dumeklemmerhalle. Nach dem Einzug des RSB-Banners und der Fahnenabordnung des Bezirks und der Vereine begrüßte RSB-Präsident Willi Palm wie bereits am Vortag die anwesenden Schützinnen und Schützen. In seiner Eröffnungsrede nahm er Bezug auf die vergangenen schwierigen Monate und bat mit einer Beteiligung an der vom RSB initiierten Spendenaktion um Schützenhilfe für die durch die Flutkatastrophe betroffenen Vereine.

Darüber hinaus zeigte Präsident Palm Verständnis für all diejenigen, die sich aufgrund der noch immer angespannten Lage gegen eine Teilnahme am Rheinischen Schützentag entschieden haben. So wies er darauf hin, dass der RSB die Delegiertenversammlung in diesem Jahr nicht zuletzt aus diesem Grund in digitaler Form stattfinden lässt. Dennoch werde an Tagen wie diesen deutlich, wie wichtig persönlicher Kontakt und ein gemeinsames Miteinander sind. Dies sei ihm und dem gesamten Präsidium besonders zum Tod von Brigitte Brachmann, langjährige Landesdamenleiterin und Landesgleichstellungsbeauftragte im RSB, bewusst geworden. „Wir sollten uns viel häufiger sagen: Schön, dass du da bist“, so Präsident Palm, der im Anschluss an seine Rede zum Gedenken an die Toten bat.

NRW-Innenminister Reul: "Schützenwesen ohne Schützenfest ist Mist"

Neben den Grußworten von Klaus Pesch, Schirmherr des 67. Rheinischen Schützentages und Bürgermeister der Stadt Ratingen, Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW, Bernd Schäper, Ausrichter und Bezirksvorsitzender des Bezirks 041, sowie Emil Vogt, als Sprecher des Kontaktkreises der Schützenverbände und Bundesschützenmeister des BHDS, folgte die Festrede des NRW-Innenministers Herbert Reul.

Obwohl vielen vielleicht schon bekannt, bekannte sich Reul zum Schützenwesen und „outete“ sich als Freund des Brauchtums – sehr zur Freude der anwesenden Gäste, denen er Mut für die Zukunft zusprach: „Bitte tun Sie mir einen Gefallen – geben Sie nicht auf, sondern machen Sie weiter“, so der NRW-Innenminister bezogen auf Problematiken des Waffenrechts und möglichen Einschränkungen für den Schießsport. Dasselbe gelte auch für die traditionelle Seite des Schützenwesens: „In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir gemerkt: Ein Schützenwesen ohne Schützenfest ist Mist!“

So sei der Rheinische Schützentag eine Initialzündung für die Vereine, den Betrieb in Sport und Tradition wieder hochzufahren und das Schützenwesen aufleben zu lassen. Anlässe wie diese seien die perfekte Möglichkeit, die Schützinnen und Schützen in einem besseren, ja eigentlich im richtigen Licht in der Öffentlichkeit erscheinen zu lassen, um möglicherweise auch wieder neue Mitglieder zu gewinnen.

Der Mitgliederschwund sei aber nicht nur ein Problem des Schießsports. Reul erinnerte daran, dass in nahezu allen Sportarten der Nachwuchs fehlt. Hier verkündete der NRW-Innenminister zur Lösung des Problems humorvoll einen Vorschlag der etwas anderen Art: „Vielleicht sollten die Schützinnen und Schützen selbst für den Nachwuchs sorgen. Ich selbst habe drei Kinder, ich habe mein Soll erfüllt“, sagte er augenzwinkernd. Nebenbei erwähnte Herbert Reul in seiner Festrede noch, dass er die neue Verordnung für Schießstand-Sachverständige in NRW unterzeichnet habe und diese dem NRW-Kabinett zur Schlusszeichnung vorgelegt habe.

Ehrung für verdiente Mitglieder

Nach der Festrede des NRW-Innenministers Herbert Reul folgte die Ehrung von sieben Jubilar-Vereinen des Rheinischen Schützenbundes, die von Präsident Willi Palm sowie den Vizepräsidenten Nord und Süd, Achim Veelmann und Manuela Göbel, für die langjährige Mitgliedschaft im Verband mit einem Glaspokal ausgezeichnet wurden. Zudem wurden verdiente Mitglieder durch Helmut Schneider, Mitglied des RSB-Ehrungsausschusses, und der stellvertretenden Landesgleichstellungsbeauftragten Hildegard Mehlkopf für ihr Engagement im Rheinischen Schützenbund mit der Medaille am grünen Band, dem Ehrenkreuz in Gold des DSB, dem goldenen Ehrenwappen sowie der von Brigitte Brachmann ins Leben gerufenen RSB-Biene ausgezeichnet.

Auf das Schlusswort des Präsidenten Willi Palm, in dem er sich bei Bernd Schäper stellvertretend für den Bezirk 041 und der St. Seb. Bruderschaft Ratingen für die tolle Organisation und den reibungslosen Ablauf des 67. Rheinischen Schützentages bedankte, folgte zum Abschluss der Veranstaltung das Deutschland-Lied, gespielt von der Kapelle Stein. Mit dem Fahnenausmarsch aus der Dumeklemmerhalle war der Schützentag damit offiziell beendet.

Eine Auflistung und Fotos aller Geehrten finden Sie in der kommenden Ausgabe des RSB-Journals.

Fotos: Daniel Höfelmanns, Uwe Pakendorf

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